Herzlich willkommen bei Ihrem Elternservice!

Die Qual der Klinik-Wahl

Medizinisch gesehen ist die Klinik wohl der sicherste Ort für eine Entbindung. Daher kommen nur rund 2 Prozent aller Kinder an anderen Orten zur Welt.


Es hat lange gedauert, aber mittlerweile wird auch in den Kliniken immer mehr an Service gedacht. Man will Sie ja als "Kunden" gewinnen.
Eines der Angebote ist oft das sogenannte "Rooming in". Das heisst - Mutter und Kind können ab der Geburt (wenn alles ohne Komplikationen gelaufen ist) zusammenbleiben & werden nicht mehr getrennt.

Allerdings sollten Sie sich darüber genau erkundigen. Denn in manchen Kliniken bleiben Mutter und Baby die ganze Zeit über (auch nachts) auf der Wochenbett-Station zusammen - in anderen Kliniken werden die Kinder nachts ins Säuglingszimmer gebracht, damit die Mütter wenigstens nachts eine kurze Erholungsphase haben.

Schauen Sie sich die Wochenbett-Station bitte sehr genau an - denn wer sich dort für ein paar Tage erholen will, sollte nicht unbedingt in einem 4-Bett-Zimmer am Haupteingang untergebracht sein. Bei bis zu 20% der Schwangerschaften treten während oder nach der Geburt unerwartet Komplikationen auf. Bei Mehrlingen, Beckenendlage und Risiken bei Mutter (z.B. Diabetes, Bluthochdruck, Gestose) oder Kind (z.B. sehr kleines Kind, Frühgeburt) sollte die Geburt auf jeden Fall in einer Klinik stattfinden.

Eine Hausgeburt in vertrauter Umgebung kommt für alle Frauen in Frage, die gesund sind und deren Schwangerschaft normal verläuft.

Nehmen Sie frühzeitig Kontakt mit einer Hebamme auf, die Sie schon während der Schwangerschaft umfassend betreuen und beraten kann.

Sie leitet die Geburt und begleitet Sie und das Neugeborene im Wochenbett daheim. Sie leitet Sie in der Pflege Ihres Kindes und beim Stillen an. Auch bei der Hausgeburt ist eine gute Vorbereitung sehr wichtig und umfasst dieselben Massnahmen wie bei der ambulanten Geburt.

Von dieser Lösung sollten beide Elternteile absolut überzeugt sein, denn Angst und Unsicherheit können sich ungünstig auf den Geburtsverlauf auswirken und zu Komplikationen führen. Ausserdem trägt die Schwangere allein die Verantwortung für das höhere Risiko einer Hausgeburt.

Geburtshäuser stellen eine weitere Alternative zur Klinikgeburt nach risikofreiem Schwangerschafts-Verlauf dar. In einem Geburtshaus haben sich freiberufliche Hebammen zusammengeschlossen, um Paaren eine hausgeburtsähnliche Atmosphäre zu bieten. In der Regel gibt es keinen Arzt bei der Geburt, Schmerz– und Wehenmittel stehen nur bedingt zu Verfügung. Treten Komplikationen auf, müssen Sie ähnlich wie bei einer Hausgeburt in eine Klinik verlegt werden. Übrigens: Krankenkassen bezahlen nur einen geringen Teil der anfallenden Kosten, den Rest muss das Paar selbst tragen.

Informieren Sie sich gut!


Besuchen Sie Info-Abende, die von den meisten Kliniken angeboten werden! Dort können Sie sich das Entbindungszimmer, den Kreißsaal, sowie die Wochenbett– und Neugeborenenstation anschauen. Die Unterschiede zwischen den Kliniken sind groß. Manche Abteilungen betreuen nur wenige hundert Geburten pro Jahr, andere weit mehr als 2000. Entsprechend unterschiedlich ist die personelle und apparative Ausstattung. Nicht immer steht ein eigenes OP-Team für den Notfall rund um die Uhr zur Verfügung. Erkundige Dich auch, ob ein Anästhesist im Hause ist und wie schnell ein Kinderarzt vor Ort sein kann. Wie hoch ist die Dammschnittrate, wie häufig wird ein Kaiserschnitt durchgeführt oder das Kind mit Vakuum- oder Saugglocke geholt? Wie viele Hebammen sind pro Schicht im Dienst? Ein Vergleich dieser Zahlen sagt häufig schon etwas über die Einstellung einer Geburtsklinik aus. Eine persönliche Checkliste hilft Ihnen, keine Frage zu vergessen und erleichtert die Entscheidung.


Überlegen Sie sich gut, ob Ihnen die Atmosphäre und/oder die optimale Sicherheit bei der Entbindung wichtiger ist. Nur selten lässt sich beides verbinden. Und vergessen Sie nicht, die Kliniktasche zu packen!

Manche Geburtsabteilungen verfügen bereits über eine spezielle Geburtswanne, in der Wassergeburten möglich sind. Unverzichtbarer Bestandteil jeder seriösen Klinikgeburtshilfe ist heutzutage das CTG (Kardiotokograph), das in jedem Entbindungszimmer oder Kreißsaal vorzufinden ist und Sie durch die Geburt begleitet. Auch die letzte Phase der Geburt müssen Sie nicht auf dem Rücken liegend verbringen. Verstellbare Geburtsbetten, Hocker oder Matte erleichtern die Geburt mit allen möglichen Stellungen wie Sitzen, Knien, Hocken oder Stehen.


Neugeborenenintensivstation und Kinderarzt bei der Geburt

Droht eine Frühgeburt, bekommen Sie Mehrlinge oder gab es schwerwiegendere Probleme in der Schwangerschaft, ist ein Kinderarzt bei der Geburt nötig . Auch bei Komplikationen während der Geburt wie einer Saugglockengeburt, einem Kaiserschnitt oder bei Verdacht auf eine kindliche Infektion wird zumeist ein Pädiater hinzugezogen. Nicht alle Geburtskliniken beschäftigen einen Kinderarzt (vor allem rund um die Uhr). In diesen Fällen bestehen häufig Kooperationen mit einem kinderärztlichen Bereitschaftsdienst oder dem Neugeborenennotarztdienst. Benötigt Ihr Baby dann eine intensivere Überwachung nach der Geburt, muss es zumeist in eine benachbarte Kinderklinik verlegt werden.

Ist bereits in der Schwangerschaft absehbar, dass Ihr Baby nach der Geburt eine intensive Betreuung benötigt, (z.B. bei Frühgeburten, kindlichen Fehlbildungen oder drohenden Infektionen), sollten Sie als Geburtsort eine Klinik mit angeschlossener Neugeborenenintensivstation wählen.


Außerdem sollten Sie sich schon vorab Gedanken zu folgenden Fragen machen, die Ihnen mit Sicherheit gestellt werden:



Rasur ja oder nein?

Früher wurden aus hygienischen Gründen jeder Schwangeren vor der Entbindung die Schamhaare rasiert. Heute werden die Schamhaare in den meisten Krankenhäusern nur noch beim Kaiserschnitt rasiert. Immer häufiger wird darauf verzichtet, weil eine Rasur keine hygienischen Vorteile bringt. Und auch laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) besteht kein medizinischer Anlass, die Schamhaare für die Geburt zu rasieren.


Wünschen Sie einen Einlauf?

Der Einlauf hat durchaus Vorteile. Der Darm ist nach einem Einlauf entleert und die Frauen können sich hemmungsloser ihren Wehen hingeben und pressen, ohne befürchten zu müssen, dass während einer starken Wehe nicht nur das Kind, sondern auch der Darminhalt herausgepresst wird. Nach dem Einlauf hat das Baby übrigens auch wieder mehr Platz – und den kann es für die Geburt gut gebrauchen.

Viele Kliniken überreichen den Einlauf sehr diskret - hier können sich die Frauen diesen selbst auf der Toilette verabreichen.

Falls Sie mit einem Einlauf einverstanden sind, bitten Sie also in der Klinik darum, diesen selbst zu verabreichen. So können Sie Ort und Zeit selbst bestimmen und laufen nicht Gefahr, sich vor ihrem Partner zu sehr zu offenbaren – denn für viele Frauen ist es aus verständlichen Gründen sehr unangenehm. Allerdings kann der Partner ja auch kurz mal den Raum verlassen....


Wollen Sie die Nabelschnur durchschneiden?


In vielen Kliniken wird man automatisch gefragt, ob Mutter oder Vater die Nabelschnur durchschneiden möchten. Diese Frage solltet Ihr Euch schon im Vorfeld stellen, denn die Hebamme kann nicht unbegrenzt warten, bis Ihr Euch entschieden habt. Als zweifacher Vater kann ich allerdings sagen: es ist ein herausragendes Erlebnis!

Wollen Sie die Plazenta haben?

Nach der Geburt wird die Plazenta vom Klinik-Personal untersucht um sicherzustellen, dass sich keine Reste in der Gebärmutter befinden, die zu (ernsthaften) Entzündungen führen könnten. Bei dieser Gelegenheit können sich die Eltern einmal anschauen, wodurch das Kind in den letzten 9 Monaten ernährt und mit Sauerstoff versorgt wurde. Der Mutterkuchen sieht sehr interessant aus – einige Eltern fotografieren ihn – andere nehmen ihn sogar mit.

Entscheiden Sie über Babys erste Versorgung!


Blennorrhoe- oder Crédésche Augenprophylaxe:

Nach der Entbindung werden den Neugeborenen in vielen Krankenhäusern Augentropfen aus Silbernitrat verabreicht, die sehr stark brennen und daher für die Babys recht unangenehm sind. Diese Tropfen werden gegeben, um einer Infektion durch Erreger der Gonorrhö (Tripper) aber auch durch Chlamydien vorzubeugen, die im schlimmsten Fall zur Blindheit führen können. Zwar ist der Trippertest Bestandteil der Vorsorgeuntersuchungen, aber es ist ja nicht auszuschließen, dass sich die Schwangere, in den Tagen vor der Geburt (unbemerkt) infiziert hat und somit für das Baby eine akute Ansteckungsgefahr besteht.

Babys ohne Augentropfen-Prophylaxe sollten bei einer Augenentzündung unbedingt sofort ihrem Kinder- oder Augenarzt vorgestellt werden. Die Geschlechtskrankheiten nehmen bei uns zur Zeit wieder zu. Wenn Kinder nicht mehr vorsorglich vor der Augenerkrankung geschützt werden, kann diese Infektion sehr schnell wieder zu zahlreichen unerfreulichen Krankheitsfällen führen.

In der Hebammenordnung (= Länderkompetenz. NRW) ist die Verpflichtung, diese Prophylaxe durchzuführen seit 1992 außer Kraft. Eine Verpflichtung zur Aufklärung allerdings besteht und diese muss von den Eltern schriftlich bestätigt werden.

Vitamin-K-Gabe:

Unmittelbar nach der Entbindung gehört es zu Routine, dass den Neugeborenen einige Tropfen Vitamin-K in den Mund geträufelt werden. Neugeborene sind oft mit Vitamin K unterversorgt. Bereits eine geringfügige Minderversorgung wirkt sich gravierend aus, weil sich dadurch die Blutgerinnung verschlechtert. Deshalb können Gehirnblutungen auftreten. Diese Vitamin-Mangelerscheinung tritt bei etwa einem von 10.000 Babys auf. Aus diesem Grund erhalten Neugeborene vorbeugend eine Vitamin-K-Gabe, die unterschiedlich und mit unterschiedlichen Ergebnissen vorgenommen werden kann.